Drechseln von Holz

Es dreht sich... das Drechseln

Das Drechseln als Methode der Holzbearbeitung steht gleichrangig neben der Tischlerei und anderen Gewerken. So ist es auch heute noch ein Ausbildungsberuf, der über den Gesellenbrief bis zum Meister führt. Allerdings ist die Bedeutung des Drechselns als Gewerbe gegenüber der Vergangenheit deutlich zurückgegangen. Dafür findet es immer mehr Zuspruch als sehr kreatives Hobby, das vielfältige Ausdrucksmöglichkeiten bietet und oft die Grenzen zwischen Handwerk, Kunsthandwerk und Kunst verschwimmen lässt.

Was sind die Unterschiede zwischen Drechseln und Tischlern?

Die Drechselei unterscheidet sich in einigen wichtigen Punkten deutlich von der Schreinerei bzw. Tischlerei. Diese Unterschiede lassen auch die wesentlichen Merkmale dieser Bearbeitungstechnik deutlich werden.

• Während der Tischler vorwiegend oder nur mit Holz und Holzwerkstoffen arbeitet (nur gelegentlich greift er auch zu Kunststoffen, Glas und anderen Materialien), ist das Drechseln von anderen Werkstoffen als Holz weit verbreitet. Zu nennen sind hier etwa verschiedene Kunststoffe; weichere Mineralien wie Speckstein und Alabaster. Auch weichere Metalle wie Aluminium lassen sich drechseln. Eisenlegierungen und Stahl sind jedoch der verwandten Fertigungstechnik des Drehens vorbehalten, die sich in vielen Hinsichten deutlich vom Drechseln unterscheidet.
• Im Gegensatz zur Tischlerei und anderen Holzgewerken (zum Beispiel der Zimmerei, Böttcherei oder Stellmacherei) wird beim Drechseln das endgültige Werkstück nur selten durch Zusammenfügen einzelner Bauteile hergestellt. Vielmehr ist die Bearbeitung des Holzes im Wesentlichen auf das Zerspanen beschränkt: Der Drechsler nimmt bei der Arbeit (wie der Schnitzer und der Holzbildhauer) Material ab, während der Tischler fast immer auch Material (oder Bauteile) zusammenfügt.
• Die Werkstücke, die an der Drechselbank hergestellt werden, sind meist (achsen-) symmetrisch. Es gibt zwar auch Sonderfälle, für die dies nicht gilt, diese Arbeitsverfahren sind jedoch in der Regel Fortgeschrittenen oder gar Experten vorbehalten.
• Der Drechsler beschränkt sich bei der Oberflächenbehandlung sehr viel stärker auf traditionelle Mittel wie Öle und Wachse. Manchmal wird das fertige Werkstück auch gebeizt, nicht selten wird es aber vollkommen unbehandelt gelassen, um die erreichte sehr hohe Oberflächengüte zu betonen.

Grundsätzliche Arbeitsverfahren beim Drechseln

Beim Drechseln unterscheidet man zwei grundsätzliche Verfahren (und einige Sonderfälle). Gemeinsam ist ihnen, dass man den Rohling einseitig oder an beiden Enden in der Drehbank auf- oder einspannt, durch den Motor der Bank in eine Drehbewegung versetzt und dann das Drechseleisen auf die Werkzeugauflage auflegt, um es an den Rohling heranzuführen und Späne abzuheben.

• Langholzdrehen
  Beim Langholzdrehen wird der Rohling zwischen dem Spindelstock und dem Reitstock eingespannt (seltener nur einseitig in einem Spannfutter auf der Spindelstockseite). Der Rohling dreht sich dabei um seine Faserrichtung, das heißt, die Holzfasern verlaufen vom Spindel- zum Reitstock, also parallel zum Bankbett. Der Schreiner oder Tischler würde von einem Kantholz sprechen, das an den Enden eingespannt wird. Mit diesem Verfahren werden weitaus die meisten gedrechselten Werkstücke hergestellt: zum Beispiel Werkzeuggriffe, Möbelbeine und -griffe, Baluster und Säulen, Büchsen, Becher und Dosen, Schreibgeräte, Vasen und Kerzenhalter.
• Querholzdrehen
  Bei diesem Verfahren wird der Rohling nur einseitig am Spindelstock eingespannt (in seltenen Fällen wird er zusätzlich mit einer Spitze am Reitstock abgestützt). Dabei verläuft die Holzfaser senkrecht zur Rotationsachse der Drehbank (man stelle sich einen Brettabschnitt vor, der an der Fläche befestigt wird). Die entstehenden Werkstücke sind meist eher flach als hoch, können jedoch relativ große Durchmesser aufweisen: Teller, Schalen und Dosen, Platten und Ringe.
• Seltenere Verfahren
  Um der Vollständigkeit willen sollen auch verschiedene Verfahren genannt werden, die Sonderfälle des Langholz- oder Querholzdrehens darstellen. Sie dienen entweder der Herstellung besonderer Werkstücke, setzen bestimmte Zusatzausstattungen oder besondere Arbeitstechniken voraus, oder sie werden bei speziellen Werkstoffen eingesetzt: Reifendrehen, Ovaldrehen, Gewindestrählen, Grünholzdrechseln, Segmentdrechseln. Meist setzen sie Grundkenntnisse des Drechselns voraus, oft sogar eine hohe Fertigkeit und viel Übung. Hier soll nicht näher auf sie eingegangen werden.

Die Werkstatt des Drechslers

Wenn man sich bei der (privaten oder professionellen) Bearbeitung von Holz auf das Drechseln beschränkt, ist die Ausstattung der Werkstatt weniger aufwendig als bei einem Tischler.

Zur Ausstattung einer reinen Drechselwerkstatt gehören in der Regel:

• Drechselbank
  Beim Drechseln treten je nach Masse des Rohlings und der Drehzahl der Drechselbank teilweise sehr große Kräfte auf. Es kann auch, vor allem bei der anfänglichen Bearbeitung unregelmäßig geformter Rohlinge, zu starken Vibrationen kommen. Deshalb sind (neben den üblichen Bewertungskriterien einer guten Maschine – hohe Fertigungsgüte, Zuverlässigkeit, Wartungsfreundlichkeit) das Gewicht und die stabile Konstruktion der Drehbank wichtig. Sowohl das Gestell als auch das Bankbett und die anderen Bestandteile sollten wie bei unseren Drechselbänken von Laguna stabil und schwer ausgeführt sein, um einen ruhigen Lauf zu gewährleisten.
  Zum Lieferumfang eine Drechselbank gehören in der Regel eine Mitnehmer- und eine Körnerspitze und eine Planscheibe, um das Werkstück auf- oder einzuspannen. Neben anderem nützlichen Drechselzubehör bieten wir aber auch verschiedene Drechselfutter für diesen Zweck an.
• Drechseleisen
  Das wichtigste Drechselzubehör für den Drechsler sind die Drechseleisen, mit denen das Werkstück bearbeitet wird. Ein Hinweis für den absoluten Novizen: Es ist unabdingbar notwendig, Drechseleisen zu verwenden. Sie lassen sich auf keinen Fall durch andere Werkzeuge (Stemmeisen oder Ähnliches) ersetzen. Die Missachtung dieses Grundsatzes kann zu schweren Unfällen führen. Für den Anfänger auf dem Gebiet des Drechselns (und für den Gelegenheitsdrechsler) reicht eine kleine Grundausstattung an Drechseleisen, die wir auch als Sets (z.B. dieses Drechseleisen-Set) anbieten.
• Schärfstation
  Wie alle Werkzeuge zur Holzbearbeitung müssen auch Drechseleisen stets scharf gehalten werden, um sicher arbeiten zu können und saubere Ergebnisse zu erhalten. Wegen der hohen Umdrehungszahlen des Werkstücks in der Drechselbank (und teilweise auch wegen der stark abrasiven Materialien, die man bearbeitet) stumpfen die Schneiden der Drechseleisen sehr schnell ab. Da sie deshalb öfter geschärft werden müssen, sollten Sie einen eigenen Arbeitsplatz für das Schärfen einrichten. Grundsätzlich unterscheidet sich die Ausstattung mit entsprechenden Schleifsteinen und Schärfmittelnicht von der in einer Tischlerwerkstatt. Auch das Schleifen der geraden Schneiden ist nicht anders als bei einem Stechbeitel oder einem Hobeleisen. Die runden Schneiden der verschiedenen Röhren mögen zuerst etwas einschüchternd wirken, aber auch ihr Schärfen lässt sich mit entsprechender Anleitung und etwas Übung erlernen.
• Messwerkzeug
  Das Messen gedrechselter Werkstücke erfordert andere Werkzeuge als in der Tischlerei: Hier kommt man mit dem Lineal nur bedingt weiter. Stattdessen sind Innen- und Außentaster (oder die als Tanzmeister bezeichnete Kombination) notwendig, mit denen man den Durchmesser des Stücks an verschiedenen Stellen ermitteln kann. Messungen des Außendurchmessers lassen sich in gewissen Grenzen auch mit einem Messschieber durchführen.
• Persönliche Schutzausstattung
  Bei der Arbeit an der Drechselbank sind Maßnahmen zum Gesundheitsschutz noch wichtiger als bei der Tischlerei, weil hier viel größere Mengen Späne und vor auch (feinem) Staub anfallen. Sie sollten deshalb nie ohne Atemschutz, Augenschutz und Gehörschutz arbeiten. Sehr gut geeignet sind Atemschutz Halb- und Vollmasken, die zwei oder alle drei dieser Funktionen abdecken. Die Späne und der Staub lassen auch das Tragen eine Schürze oder eines Kittels ratsam erscheinen. Auf Schutzhandschuhe aller Art sollten Sie unbedingt verzichten, da sie das Arbeiten an der Drechselbank eher gefährlicher als sicherer machen.
• Staubabsaugung
  Eine stationäre Staubabsaugung in der Drechselwerkstatt ist eine notwendige Ergänzung des tragbaren Atemschutzes. Diese Kombinationslösung bietet den größtmöglichen Schutz vor den gefährlichen Holzstäuben.
• Bandsäge
  In vielen Drechslerwerkstätten findet man neben der Drehbank eine zweite Stationärmaschine – eine Bandsäge. Mit ihr werden die Rohlinge grob zugeschnitten, bevor sie in der Bank eingespannt werden. Diese Arbeit lässt sich zwar auch mit Handwerkzeug ausführen, aber die Bandsäge macht sie doch leichter und angenehmer.